Grundsätzliches

Antriebe mit Drehmomentsensor sind  für viele die Lösung der Wahl. Aber - sie unterstützen starke Fahrer stark und schwache Fahrer schwach.

Weder meine Frau mit 75 und einem überstandenen Schlaganfall noch ich selber mit 80, einer überstandenen Krebsoperation und zwei undichten Herzklappen könnten damit die erlaubten 250 Watt auch nur annäherungsweise mobilisieren.

Wir träumen aber beide immer noch nicht davon, einen herrlichen Sommertag im Schwarzwald in einem schnuckeligen Cabriolet zu genießen, sondern für uns gehört zur Lebensqualität nach wie vor, unsere bescheidenen körperlichen Möglichkeiten auch einzusetzen.

Das ist am ehesten möglich mit dem Prinzip Ansmann  mit einer Art gestuftem Tempomat oder mit einem Motor mit Tretfrequenzsensor.

 

Die Vorgeschichte (auszugsweise)

Als es noch keine Pdelec-motoren gab, baute ich aus technischem interesse einen Motor aus einem E-Rollstuhl ein.

Das nächste war ein Heinzmann - Nabenmotor, stark, unverwüstlich und nervig laut.

In unserem Tandem und eine Weile auch in meinem Kurzlieger hatte ich einen Tretlagermotor der Firma Akku-Bike:

kräftig, mit Daumenschalter gut zu dosieren, aber laut und die Elektronik war 2003 noch nicht sehr zuverlässig.

Da mich das Prinzip Tretlagermotor für meinen überwiegenden Bergbetrieb überzeugte, baute ich in einen Langtieflieger einen Hinterradmotor von ElfkW als Tretlagermotor ein:

zuverlässig bis auf den Daumenschalter, stark und wesentlich leiser.

Vor allem, da der Lieger verschiedenen Macken hatte, Bau eines normalen Tiefliegers. Da inzwischen ein Ansmann Frontmotor im Rad meiner Frau gezeigt hatte, daß er durchaus bergtauglich ist, vor allem, wenn ein 26" Motor in ein 20" Rad eingebaut ist, bekam auch mein neues Gerät einen Ansmann Frontmotor: stark, zuverlässig und praktisch unhörbar.

Ich hatte geglaubt inzwischen so alt und weise zu sein, daß Geschwindigkeit für mich keine Rolle mehr spielt. Die 17 km/h, bis zu denen der Ansmann im 16" Rad unterstützt, waren mir dann aber bei manchen längeren Fahrten in der Ebene doch etwas mager.

 

Nächstes Kapitel

Im November 2013 habe ich über die Fa Rückenwind in Karlsruhe von der Fa. bike-emotion einen Bafang BBS01 gekauft. Der Einbau ging schnell und problemlos. Bei der Programmierung des Displays stellte sich heraus, daß die von der HP der Fa runter geladene Anweisung nur für das Display 963 gilt, ich hatte aber ein 961, mit Daumenschalter bestellt. Die Firma bike-emotion hat dann schnell reagiert und eine Anleitung für das 961 nachgeliefert.

 

Die Technik

Programiert werden können

            die Felgengröße von 16 bis 28"

            Die Anzahl der Unterstützungsmodi von 2 bis 9

            die maximal unterstützte Geschwindigkeit (12 bis 40 km/h)

            Uhrzeit

            Helligkeit der Hintergrundbeleuchtung

 

Das Kettenrad hat 46 Zähne, das ist bei meinen 16" Rädern natürlich viel zu wenig. Da beim großen Abstand zwischen Tretlager und Hinterrad eines Liegerads die Kettenlinie durch seitlichen Versatz wenig beeinflußt wird, habe ich einfach auf das Originalkettenblatt eines mit 60 Zähnen aufgeschraubt.

Bike-emotion gibt an, daß in den von ihnen verkauften Motoren der Regler nicht 15, wie von Bafang angegeben, sondern maximal 18 Ampere freigibt. Mein Watts Up zeigt allerdings daß die 18 A nur unter extremen Bedingungen - anfahren am ganz steilen Berg in hohem Gang- und auch nur für Sekundenbruchteile mobilisiert werden.

Als simple, aber effiziente Verdrehsicherung ist das linke Motorbefestigungsblech gezahnt und wird von der Ringmutter gegen das Tretlagergehäuse gedrückt.

Als ich bei nicht montierten Kurbeln versuchte, die Tretlagerachse mit den Fingern zu verdrehen, war ich zunächst erschrocken, wie schwer das geht. Bei montierten Kurbeln stellte ich dann aber fest, daß 88g an der 170  mm Kurbel genügen, um die Kurbel in Bewegung zu setzen, umgerechnet auf den Raddurchmeser bedeutet das einen vernachlässigbaren Reibungsverlust, der sich außerdem mit längerem Betrieb wahrscheinlich noch verringert.

Ein kleiner Wermutstropfen: Der Motor wiegt komplett ziemlich genau ein Kilogramm mehr, als Bafang angibt, nämlich 3,92 kg nackt und 4,75kg mit allem drum und dran. Für jemand, der das Rad gelegentlich in den Keller tragen muß, nicht gerade schön, ich tröste mich damit, daß das im Fahrbetrieb am Berg gerade mal 1 % ausmacht.(ist wohl inzwischen geändert)

Zum Q-Faktor: Beim Fahren fiel mir in dieser Richtung nichts auf. Irgendwie scheine ich da unsensibel zu sein, erst nach einigen Kilometern kam ich durch einen Beitrag im Velomobilforum auf die Idee, die Länge der Tretlagerwelle zu messen, sie beträgt stattliche 160 mm. Bei der Bewertung spielen da wohl die persönliche Erfahrung und tradierte Glaubenssätze eine erhebliche Rolle.

 

Erfahrungen

Der Motor setzt nach etwa einer Viertel -Tretlagerumdrehung  schön weich ein und zieht deutlich kräftiger, als z. B. der Daum

Die Schiebehilfe ist  nicht so kräftig wie beim Ansmann, sondern wie bei vielen anderen Motoren tatsächlich nur zum Schieben und nicht zum Anfahren am steilen Berg geeignet.

Der Motor arbeitet praktisch lautlos. Weil ich mich  meist im Wald und bei praktisch fahrwindlosen Geschwindigkeiten bewege, ist das sehr wichtig für mich und sehr angenehm.

Die im Vorderrad fehlenden 2 kg eines Frontmotors führen bei meiner extrem weichen Schwinge zu einer weiteren fühlbaren Erhöhung des Fahrkomforts.

Den Tretfrequenzsensor finde ich sehr angenehm: wenn ich mal nicht so gut drauf bin, oder für eine kleine "Erholungspause" kann ich den Druck aufs Pedal auch mal zurück nehmen.

Der Nachlauf beim Tretstop dürfte in der Größenordnung einer halben Sekunde liegen, könnte aber als Schaltpause für die Rohloff ruhig noch kürzer sein.(ist wohl auch inzwischen geändert)

Die Anzeige der Akku-Restkapazität im Display ist so unzuverlässig wie bei den meisten Displays, die ich kenne. Eine sehr angenehme und hilfreiche Ergänzung ist da mein Watts Up. So habe ich z. B. gemerkt, daß bei einer  Akkuspannung von unbelastet 36,8 V das Display noch "Akku voll"  anzeigt, während ich vorher festgestellt habe, daß eine Spannung von 36,8 V  zu einem  ungefähr halb leeren Akku gehört.

Die Gesamtbewertung ist natürlich weitgehend Geschmacksache, mir sagt der Bafang zusammen mit Panasonic vor Heinzmann, Lohmeier, BionX, ElfkW und Ansmann am meisten zu.