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Geld ein Problem? – eine kurze
Einführung
Der heimliche Dieb – ein Geschichtchen zur Verdeutlichung
Geld und Zins – eine Zusammenfassung verschiedener mit dem Geld
zusammenhängender Probleme
Geld
- ein Problem? 15.1. 11
Im Zusammenhang mit Geld sah ich, wie die meisten Menschen, die ersten 60 Jahre meines Lebens im Prinzip nur zwei Probleme:
daß es offensichtlich ungerecht
unter den Menschen verteilt ist und
daß die
meisten Menschen meinen, man hat zu
wenig davon .
Infolgedessen nahm ich bei meiner Beschäftigung mit den Hintergründen der Tauschringidee einigermaßen erstaunt zur Kenntnis, daß es da wohl doch noch eine Menge zu lernen gibt, und zwar Dinge, über die sich selbst Finanzmanager und studierte Volkswirtschaftler äußerst selten im klaren sind. Ein regelrechtes Aha - Erlebnis war für mich dann die (mühsame) Lektüre des Buchs "Das Geldsyndrom" von Helmut Creutz. Ich fand darin (für mich) plausible Antworten z. B. auf folgende Fragen
Wieso reden alle bei uns von sparen und auf
der anderen Seite ist die Summe aller Privatvermögen in den
letzten 50 Jahren um 7400% angestiegen?
Gibt es eigentlich noch ganz andere Arten von Geld, d. h. mit grundsätzlich anderen Eigenschaften?
- Wie kommt es zu den gigantischen Verschuldungen praktisch aller modernen Staaten?
(Der Deutsche Staat z. B. müßte 60
Jahre lang täglich 50 Millionen im Lotto gewinnen, um seine Schulden
abzubauen. Früher hielt ich die Schulden des
Staates für eine rein theoretische Angelegenheit, mit der ich nicht zu tun
habe. In Wirklichkeit muß der Staat wie jeder Schuldner treu und brav sein
Zinsen zahlen (inzwischen der zweitgrößte Posten im Staatshaushalt) und das
Geld dafür holt sich der Staat natürlich bei jedem von uns über die Steuern.)
Um Menschen für diese Problematik zu interessieren, habe ich das folgende Faltblatt geschrieben
Der heimliche Dieb
Wie fänden Sie das, wenn jemand regelmäßig
einen Fünfzigeuroschein aus Ihrer Brieftasche nehmen würde?
Unerhört, werden Sie sagen, aber genau das
geschieht im Grunde ständig unbemerkt!
Wie das?
Nehmen wir an, Sie kaufen eine Ware, die zunächst € 75.- kosten würde. Auf eine geheimnisvolle Weise gelingt es jemand, den Kaufmann zu veranlassen, auf diese Ware noch 50 € aufzuschlagen, so daß sie jetzt € 125.- kostet. Wenn Sie gekauft und bezahlt haben, nimmt er dem Kaufmann die 50.- wieder ab. Am Schluß fehlen natürlich genau diese 50.- € zusätzlich in Ihrer Brieftasche.
Eine äußerst mysteriöse Geschichte,
werden Sie sicher sagen, und trotzdem läuft es im Prinzip so. Im Preis für alle Waren und Dienstleistungen sind im Durchschnitt 40% Zinsen enthalten. Das können Sie sich nicht vorstellen?
Ein Beispiel:
Ein Bäcker hat einen neuen Ofen benötigt. Dafür hat er einen Kredit über 50000.- € aufgenommen. Dafür muß er natürlich Zinsen bezahlen, die er genau so natürlich in den Brotpreis hinein rechnet. Im Mehl, das er kauft, sind auch schon Zinsen enthalten und in der Miete für den Laden ebenso.
Wo bleibt dieses Geld?
Bei den bösen Banken natürlich, werden
viele jetzt sagen. Das ist nur z. T. richtig. Im Normalfall muß die Bank die
vom Bäcker eingenommenen Zinsen an den weitergeben, der ihr sein Geld durch
Anlage zur Verfügung gestellt hat. Auf diese Weise - wobei das obige Beispiel
mit dem Bäcker nur eine "Kleinigkeit" ist - wird letztlich eine
kleine Minderheit von weniger als 5% der Menschen durch diese Zinseinnahmen
unaufhaltsam reicher, einige wenige Tag für Tag um eine Dreiviertel Million und
mehr
.
Sind es tatsächlich immer 40% Zinsanteil?
Die oben genannte Zahl 40 ist ein
Durchschnittswert. Bei der Müllabfuhr sind es z. B. nur 12%, bei Mieten über
70%.
Auf diese Weise verlieren die arbeitenden Menschen
in Deutschland täglich über 500 Millionen €.
Weitere Probleme unseres Geldsystems
Bei näherem Hinschauen stellt man fest, auch
Arbeitslosigkeit
Hohe Staatsverschuldung
Überschuldung der Entwicklungsländer
Zwanghaftes Wirtschaftswachstum
Umweltzerstörung
Zunehmender Zerfall der Gemeinschaften
Immer höhere Steuern
Zunahme der Armut auch in reichen Ländern
hängen eng mit dem bestehenden Geldsystem
zusammen. Aber es gibt auch erprobte, allerdings weitgehend unbekannte
Alternativen, an denen jeder Einzelne mitarbeiten kann.
.
Neugierig geworden?
Wenn Sie an näheren Informationen zu diesem Thema
interessiert sind, hier einige Vorschläge für
Literatur
(siehe weiter unten)
Eine etwas ausführlichere Darstellung als das obige Faltblatt ist die folgende kleine Broschüre" Geld und Zins". Beim Übertragen sind leider die Seitenzahlen und einige andere Formatier-Einzelheiten unter die Räder geraten
Geld und Zins
(Was <fast> niemand weiss!)
Kriege
Umweltzerstörung
Arbeitslosigkeit
Immer höhere Steuern -
und chronisch leere Staatskassen
Reiche werden immer reicher -Arme werden immer ärmer
Die GROSSEN Probleme der Menschheit und die Zusammenhänge mit unserem Geldsystem
INHALTSVERZEICHNIS
Wie
funktioniert unser Geldsystem? |
Banken,
die zinslos arbeiten |
Hinweis: Zu kursiv gedruckten Ausdrücken
sind im Anhang Erläuterungen aufgeführt. In eckigen Klammern <>
sind Verweise auf das Literaturverzeichnis auf S. 16 enthalten
© Dezember 1999
WIE FUNKTIONIERT UNSER GELDSYSTEM?
Das Geld hat in unserer Wirtschaft eine "Jokerstellung", weil der Geldinhaber beliebig lange auf günstige Bedingungen für die Anlage seines Geldes warten kann. Dies können die beiden anderen Hauptbeteiligten der Wirtschaft nicht: Der Arbeiter kann nicht beliebig lange warten, weil er auf den Lohn zum Leben angewiesen ist. Der Unternehmer kann nicht warten, weil sonst seine Waren verderben oder unmodern werden. Wenn aber viel Geld zurückgehalten wird, (mit dem Anlegen gewartet wird) kann dies zur Deflation führen, die noch schlimmere Folgen als Inflation hat. Diese Geldzurückhaltung wird normalerweise durch den lockenden Zins vermieden. Zins ist die Entschädigung, die der Schuldner dem Verleiher für dessen Verzicht auf Liquidität (Möglichkeit, jederzeit über Bargeld oder sofort abrufbares Geld zu verfügen) bezahlen muß. Geld verleiht nur, wer bereits genügend bzw. zu viel hat. Geliehen wird Geld von Leuten, die zu wenig haben.
WAS IST PROBLEMATISCH AM ZINS?
Die für Zinsen und Zinseszinsen anfallende
Summe wächst exponentiell, d. h. am Anfang sehr langsam und mit der Zeit immer
schneller. Bei einem Guthaben von 10000 € und einer Verzinsung von
6 % fallen im ersten Jahr 600.- € Zinsen an. Wenn dieser Betrag nicht
abgehoben wird, bekommt man im nächsten Jahr auch für diese 600 € Zinsen,
also Zinsen für die Zinsen ("Zinseszins"). Bei längeren Zeiträumen
spielt dieser Zinseszins eine entscheidende Rolle. Nach 50 Jahren hat man
164000 € an Zins und Zinseszins bekommen, das 16,4 fache des gesamten
Darlehens. Zinseszins kann auch bei Schulden anfallen, wenn für die Bezahlung
der Zinsen neue Darlehen aufgenommen werden müssen, wie dies viele
Entwicklungsländer, aber auch der deutsche Staat tun.
Übrigens haben in der Vergangenheit
Religionsgründer, z. B. Moses, Jesus, Mohammed und Luther immer wieder den Zins
verurteilt. Die Geschichte lehrt, daß Verbote und Verurteilungen das
Zinsproblem nicht lösen können. Inzwischen haben sich die meisten Religionen
mit dem Zins arrangiert, lediglich in den islamischen Staaten gibt es noch Banken,
die zinslos arbeiten.
WIE KOMMT ES ZU DER SICH IMMER WEITER
ÖFFNENDEN SCHERE ZWISCHEN ARM UND REICH ?
AUF DER NATIONALEN EBENE
Viele haben mehr oder weniger große Beträge
auf Banken und Sparkassen festgelegt und freuen sich über die anfallenden
Zinsen. Weniger bekannt ist, daß jeder Tag für Tag, bei jedem Einkauf im
Durchschnitt 40% in den Preisen versteckte Zinsen bezahlt. Täglich
verlieren so die arbeitenden Menschen 500 Millionen €<8> Durch die
Zinsproblematik sammeln sich bei wenigen Personen und Institutionen
unvorstellbar große Kapitalien an und verleiten zur Spekulation.
Ein Mitglied der Familie Quandt z. B. verfügte auf
diese Weise bereits 1990 über ein tägliches Zinseinkommen von 325000
€<2>. Diese riesigen Beträge werden im jetzigen System nur dazu
verwendet, den unvorstellbaren Reichtum von wenigen täglich weiter zu vermehren.
Sie wären aber dringend erforderlich, um z. B. wirksame Maßnahmen zur Senkung
der Arbeitslosigkeit und zur Vermeidung und Beseitigung von Umweltschäden zu
treffen.
INTERNATIONAL:
Für die steigende Armut in den Ländern des Südens spielen sicher auch die oft genannten Gründe Korruption und Mißwirtschaft eine Rolle. Die Hauptursachen liegen aber an anderer Stelle. Die armen Länder exportieren meist Rohstoffe, deren Preise von den Industrieländern immer weiter gedrückt werden. Um die steigenden Preise für Industriegüter bezahlen zu können, mußten sie Kredite aufnehmen. Viele der armen Länder können die Zinsen für ihre Schulden nur bezahlen, indem sie immer neue Darlehen aufnehmen. Dadurch haben die Schulden eine solche Höhe erreicht, daß diese Länder überhaupt keine Chance mehr zur Abtragung haben.
ARBEITSLOSIGKEIT
Die Hauptgründe für die Massenarbeitslosigkeit sind
* gestiegene Produktivität
* zunehmende Marktsättigung
* zunehmende Zahl von Arbeitsuchenden
Wege aus der Arbeitslosigkeit sehen viele
vor allem in Wirtschaftswachstum und Deregulierung, d. h.
Befreiung des Marktes von staatlichen Vorschriften.
Wirtschaftswachstum ist bei einem weitgehend
gesättigten Markt hauptsächlich über eine Steigerung des Exports möglich.
Dieser wiederum schafft starke Abhängigkeiten. Wenn z. B. ein für uns wichtiges
Exportland in wirtschaftliche Schwierigkeiten kommt, schlägt dies sofort auch
auf uns durch, weil der Export dorthin zusammenbricht.
Wachstum bringt außerdem meist steigende
Umweltschäden.
Deregulierung ist eine gefährliche Maßnahme. Der
Markt von sich aus kann soziale (und ökologische) Probleme nicht lösen, weil er
rein ökonomischen Gesetzen folgt. Ja, ein unregulierter Markt schafft gerade
solche Probleme, z. B. die katastrophalen Arbeitsbedingungen in den Fabriken am
Anfang der Industrialisierung.
Ein erfolgversprechender Weg zur
Verringerung der Arbeitslosigkeit ist sicherlich die Reduzierung der
Arbeitszeit, um die vorhandene Arbeit auf mehr Personen zu verteilen.
Ein wichtiger Punkt wäre die Verringerung des
Zinsdrucks auf die Wirtschaft. Die meisten Betriebe haben für die Gründung,
Erweiterung oder Modernisierung Kredite aufgenommen. Für die Bedienung der
Kredite sind wegen des Zinses ständig und immer steiler steigende Summen Geldes
erforderlich. Die Gesamtverschuldung der deutschen Industrie wird inzwischen
auf 300 Milliarden Euro geschätzt. <2> Außerdem muß sich die gesamte
Wirtschaft an den durch Spekulation möglichen Gewinnen messen lassen. Sinnvolle
Investitionen (die Arbeitsplätze schaffen) werden oft nicht getätigt, weil sie
nur niedrigere oder gar keine Gewinne versprechen. Die wachsende Konkurrenz
führt zu einem starken Rationalisierungszwang, der Arbeitsplätze kostet.
Ungünstig wirkt auch die Steuergesetzgebung. Arbeitseinkommen sind mit dem Gros
aller Steuern belastet. Investitionen in Maschinen, die meist Arbeitsplätze
kosten, bedeuten dagegen eine steuerliche Entlastung für den Unternehmer.
CHRONISCH LEERE STAATSKASSEN
Die Verschuldung des deutschen Staates
selbst (ohne die Industrie) hat inzwischen eine Höhe von 1,5 Billionen €
erreicht. Zum Abzahlen dieser Summe müßten -selbst, wenn die Zinsen sofort
wegfallen würden- 410 Jahre lang täglich 100 Millionen aufgebracht werden.
Vielleicht wenden Sie jetzt ein, die
Staatsverschuldung berührt mich persönlich nicht, ich habe keine Schulden und
zahle keine Zinsen. Die Zinsen für die Staatsverschuldung zahlt jedoch jeder
über die Steuern!
Die Hauptursache für die Staatsschulden sind nicht
unfähige Politiker. Das sieht man daran, daß praktisch alle Staaten mehr oder
weniger hoch verschuldet sind. Die Staatsverschuldung entsteht aus mehreren
Gründen:
· Sinkende Einnahmen durch Steuerausfälle
· Steigende Ausgaben, z. B. durch Vergabe von
Aufträgen an die Industrie zur Belebung der Wirtschaft
· Da die Zinsen für die bestehenden Schulden nicht
aufgebracht werden können, müssen Jahr für Jahr weitere
. Kredite aufgenommen werden
Die zunehmende Verschuldung führt zu jährlich
wachsenden Zinszahlungen. Dieser Posten ist inzwischen an die 2. Stelle im
Haushalt gerückt. Das bedeutet, daß der Handlungsspielraum der Politik immer
mehr eingeengt wird: Wichtige Vorhaben können aus Geldmangel gar nicht erst
angegangen werden. Wenn die Verschuldung nicht weiter wachsen oder gar abnehmen
soll, bleibt dem Staat nichts anderes übrig, als die Steuern zu erhöhen, was
die Kaufkraft der Bürger vermindert oder die Inflation anzuheizen, was
Einkommen und Ersparnisse in ihrem Wert herabsetzt. Durch die zunehmende
Globalisierung der Wirtschaft gerät der Staat weiter unter Druck. Erforderlich
ist deshalb auch eine Globalisierung der Politik.
STÄNDIG ZUNEHMENDE UMWELTSCHÄDEN
Jeden Tag werden 55000 Hektar Tropenwald
vernichtet, nimmt das verfügbare Ackerland um 20000 Hektar ab und sterben 100
bis 200 Tier- und Pflanzenarten aus. (<7> 23/98, nach OECD)
Es gibt auch Wissenschaftler, die einen
Zusammenhang zwischen der Orkankatastrophe 1998 in Mittelamerika und der
Klimaveränderung durch CO2 - Ausstoß annehmen. Was hat das mit Zins zu tun? Der
zunehmende Konkurrenzdruck verführt manche Firmen der reichen Länder dazu, sich
durch Ausbeutung von Rohstoffen, Leerfischen der Ozeane, usw. Kostenvorteile zu
verschaffen. Die Entwicklungsländer andererseits sind oft gezwungen, z. B.
durch radikales Abholzen des Regenwaldes und Export des Holzes sich die Devisen
zu verschaffen, die für das Bezahlen der Zinsen erforderlich sind. Außerdem
geht wertvolles Ackerland dadurch verloren, daß riesige Weiden für Schlachtvieh
angelegt werden, das ebenfalls exportiert wird.
Die Festsetzung von Energiepreisen unter rein
ökonomischen Aspekten hat zu einer weltweiten Verkehrslawine mit enormem
Co2-Ausstoß geführt. z. B. werden Kartoffeln aus Deutschland nach Polen
transportiert, um dort gewaschen zu werden, weil dies dort etwas billiger
möglich ist.
Sorge bereitet den Experten auch der stark
zunehmende Flugverkehr und der damit verbundene Schadstoffausstoß in
großen Höhen. Dies wird sich kaum ändern, solange z. B. ein
"Last-Minute-Flug" nach Portugal billiger ist als eine Bahnfahrt nach
Hamburg. Erforderlich ist vor allem eine Besteuerung von Flugkraftstoffen.
Die niedrigen Energiepreise bewirken auch, daß für
Wärmedämmung von Häusern oder alternative Energieerzeugung nur sehr wenig Geld
ausgegeben wird.
HABEN AUCH KRIEGE ETWAS MIT ZINSEN ZU TUN?
Kriege können vielerlei Ursachen haben,
ethnische, religiöse, soziale usw. Es gibt auch Kriege, bei denen die
Sicherstellung der Rohstoffversorgung der reichen Länder eine große Rolle
spielt, z. B. der letzte Golfkrieg. Dann gibt es auch sogen.
Stellvertreterkriege, wie z. B. der Bürgerkrieg in Angola, bei dem die eine
Partei insgeheim von den USA, die andere von Frankreich unterstützt wurde.
Untersuchungen zeigen, daß z. B. die USA und England enorme Summen beim
Golfkrieg einmal an den vorher an den Irak verkauften Waffen und danach am
Wiederaufbau verdient haben.
Aus der ständigen Suche nach neuen Märkten ist eine
starke Rüstungsindustrie entstanden. Diese "versorgt" die
armen Länder mit Waffen (gegen Kredit natürlich). Hierdurch sind erst solche
langen Kriege wie in Uganda, in Jugoslawien und in Mittelamerika möglich. Der
erste indisch-pakistanische Krieg 1950 dauerte nur wenige Tage, dann waren alle
Panzer kaputt und alle Munition verschossen.
45% der weltweiten Rüstung kommen aus den USA. Der
Marktführer auf diesem traurigen Gebiet, die Firma Lockheed-Martin, hat 1998
16,5 Milliarden € umgesetzt. Die Rüstungsgüter, die unkontrolliert z. B.
1997 im Wert von 15 Milliarden nach Nordafrika und in den nahen Osten gingen,
gefährden die Stabilität dieser Regionen erheblich. Die starke Aufrüstung von
radikalen Gruppen, z. B. fundamentalistische Islamisten, erhöht die
Wahrscheinlichkeit eines bewaffneten Konflikts und die entstehenden Schäden bei
einem Konflikt dramatisch (Zahlen nach "International Institut for
Strategy Studies", London, in "Allgem. Sonntagsblatt" 43/98).
Die USA besitzen übrigens noch 12000 Atomwaffen, 65 davon in Deutschland (ZDF
"Heute" v. 8. 12. 98).
Auch die Kapitalvernichtung durch Kriege-
so grotesk sich das anhört - spielt im Hintergrund eine Rolle.
WAS KÖNNTE ZUR LÖSUNG DER GENANNTEN PROBLEME BEITRAGEN?
Geldknappheit hat für eine Wirtschaft noch
katastrophalere Folgen als Inflation. Dies zeigte die Wirtschaftskrise 1929.
Geldknappheit kann vor allem dadurch entstehen, daß Menschen viel Geld
zurückhalten, d. h. als Bargeld halten, auf Girokonten belassen oder ins
Ausland schaffen und auf dieser Weise unserer Wirtschaft entziehen. Bisher
verhindert der Zins dieses Zurückhalten, weil bei zunehmender Geldknappheit die
Zinsen steigen und es deshalb attraktiv wird, sein Geld gegen Zinsen zu
verleihen, d. h. der Zins sichert den Umlauf des Geldes in der Wirtschaft. Um
die schwerwiegenden Folgen von Zinsen und das Zurückhalten zu vermeiden, ist
eine andere Umlaufsicherung erforderlich. Diese kann z. B. darin bestehen, Guthaben
mit einer laufenden Gebühr zu belegen, die um so höher ist, je
kurzfristiger das Geld festgelegt wird. Ein Zurückhalten von Bargeld kann z. B.
dadurch vermieden werden, daß die Geldscheine in bestimmten Abständen durch
neue ersetzt werden, wobei beim Umtausch die Umlaufsicherungsgebühr zu
entrichten ist. Durch eine solche Umlaufsicherung wird Geldzurückhaltung
"bestraft " und die Zinsen gehen wegen des steigenden Angebots an
Geld allmählich auf etwa Null zurück. Außerdem kommt die Umlaufsicherungsgebühr
der Allgemeinheit zugute, während der Zins nur das Einkommen der ohnehin schon
reichen Minderheit erhöht.
Um Spekulationen mit Geld zu erschweren, ist die
Einführung einer Börsenumsatzabgabe erforderlich. Damit sich die
Spekulation dann nicht auf den Boden verlagert, sind auch hiergegen Maßnahmen
erforderlich.
Einen Impuls in Richtung auf umweltfreundliches
Wirtschaften bringt eine Ökosteuer, wie dies z. B. in den Niederlanden und in
Dänemark zu sehen ist.
Zur Entlastung der armen Länder ist ein
Chancenausgleich im internationalen Handel erforderlich, z. B. durch
angemessene Preise für Rohstoffe.
WELCHE FOLGEN HÄTTE DIE EINFÜHRUNG EINER UMLAUFSICHERUNG UND EINER ÖKO-STEUER SOWIE EINE ERSCHWERUNG DER SPEKULATION MIT GELD UND BODEN?
* Das Geld verliert seine oben beschriebene "Jokerstellung"
* Die Kaufkraft steigt langfristig um ca. 40 %, weil die jetzt in den Preisen enthaltenen Zinsen wegfallen
* Die Inflation verschwindet nach und nach
* Der Spielraum der Politik nimmt zu
* Ein Teil des Kaufkraftgewinns kann zur Herabsetzung der Arbeitszeit verwendet werden, was zusätzliche Arbeitsplätze schafft.
* Den Superreichen wird nichts weggenommen. Sie werden zwar nicht jeden Tag noch reicher werden, brauchen aber weniger Angst vor Geldwertverfall und sozialen Unruhen zu haben
* Durch Wegfall von Zinsen und Spekulation können dringend notwendige Maßnahmen im sozialen und ökologischen Bereich durchgeführt werden
* Durch den zurückgehenden Konkurrenzdruck
sinkt die Versuchung, an der Natur Raubbau zu treiben
* Allmählicher Umbau in eine nachhaltige Wirtschaft
* Es steht genügend Geld zur Verfügung, auch für Investitionen, die niedrige Renditen aufweisen, aber Arbeitsplätze schaffen
ANHANG
WAS SIND EIGENTLICH ZINSEN?
Wenn jemand ein Darlehen von 10000 € bei einer Bank aufnimmt und dafür im Jahr 1000 € bezahlen muß, sagt man, er bezahle 10% Zinsen. In Wirklichkeit sind in diesem Betrag die Betriebskosten der Bank, vor allem die Gehälter der Angestellten, die Kosten für Gebäude usw. und der Gewinn der Bank enthalten. Beides zusammen bezeichnet man als die sogenannte Bankmarge. Dazu kommt entsprechend der Marktsituation ein Inflationszuschlag. Nur der Rest ist der eigentliche Zins, von dem in dieser Schrift die Rede ist, der sogenannte Realzins. Realzins und Bankmarge zusammen bezeichnet man auch etwas irreführend als Nominalzins. Die Bankmarge bleibt natürlich auch dann erhalten, wenn der Realzins irgendwann gegen Null gehen sollte. Die Realzinsen bleiben nicht bei der Bank, sondern gehen - vermindert um die Bankmarge- an die Personen weiter, die der Bank Geld geliehen haben.
BANKEN, DIE ZINSLOS ARBEITEN
Seit einigen Jahren gibt es auch in Europa Banken, die in bestimmten Fällen ohne Zins, nur mit Bearbeitungsgebühren arbeiten, oder mit sehr niedrigen Zinsen, wobei der darüber hinausgehende Teil der Zinseinkommen sozial oder ökologisch sinnvollen Projekten zugute kommt. Zu nennen wäre hier die Ökobank Frankfurt, die Gemeinschaftsbank GLS Postfach 10 0829, 44708 Bochum, die Umweltbank in Stuttgart, die Paxbank, Löhergraben 24, 52064 Aachen (deren Zinsen an Miserior gehen) und das Steyler Missionssparinstitut, Arnold Janssen Str. 22, 53757 St. Augustin,
VERSTECKTE ZINSEN
Ein Beispiel: Ein Bäcker braucht einen neuen Backofen und nimmt dafür einen Kredit auf. Die Zinsen, die er dafür zahlt, wird er natürlich in seinen Brotpreis hinein rechnen. Im Preis für das Mehl, das er einkauft, sind bereits Zinsen versteckt. In der Miete, die er für seinen Laden bezahlt, sind ebenfalls Zinsen enthalten, auch diese Kosten müssen wir mit dem Brot bezahlen usw. Die Höhe der in einem Produkt oder in einer Leistung versteckten Zinsen variiert je nach Höhe des Kapitaleinsatzes. Bei der Müllabfuhr betragen sie ca. 12%, beim Trinkwasser ca. 40%, bei Mieten ca. 70% .<2 S.26>
SPEKULATION
Von den täglich um den Erdball kreisenden 2000 Milliarden € ( <10>) werden nur 2% investiert, der Rest wird zur Spekulation verwendet. Neben dem Kauf und Verkauf von Aktien spielt der Handel mit Derivaten (Preissicherungs -Garantien für Devisengeschäfte, 1996 für 35000 Milliarden Dollar!! (<7> 11/97) und das Ausnutzen und sogar bewußte Manipulieren von Wechselkursen die Hauptrolle. Der Spekulant George Soros z. B. hat 1993 mit dieser Methode innerhalb von wenigen Wochen einen Verdienst von fast einer Milliarde Dollar erzielt. Auch am dramatischen Verfall des Rubels soll Soros beteiligt gewesen sein. Die Spekulation könnte z. B. durch eine Börsenumsatzabgabe verringert werden. Diese Abgabe müßte so hoch sein, daß kurzfristige Aktionen uninteressant werden, für langfristige Anlagen aber die zusätzliche Belastung keine Rolle spielt. Die UNO hat 0,05% vorgeschlagen <7> 11/97.
ZU SCHULDEN DER ARMEN LÄNDER
Die Schulden rühren zum großen Teil daher,
daß zu Zeiten der Geldschwemme in der westlichen Welt den damals meist noch
diktatorisch regierten Ländern die Darlehen zur Entwicklung ihrer Wirtschaft
geradezu aufgedrängt wurden.
Täglich fließen 300 Millionen Dollar an
Zinszahlungen aus dem Süden in die reichen Länder des Norden.<8>. Ein
weiterer Faktor sind die "terms of trade": Die Industrienationen
setzen durch ihre wirtschaftliche Macht ein immer ungünstiger werdendes Verhältnis
zwischen den Preisen für Rohstoffe und Industriegütern durch. Während 1985 für
einen LKW(10t) 92,5 Sack Kaffe als Bezahlung ausreichten, waren 1989 bereits
332,6 Sack Kaffe erforderlich. Zu Zeiten, als eine Tasse Kaffe noch 0.50€
kostete, erhielt der Erzeuger 0.01 €; als die Tasse Kaffe bei uns 1
€ kostete, erhielt der Erzeuger nur noch 0,005 € <6>.
In einigen Ländern des Südens steigt zwar
inzwischen das durchschnittliche Einkommen. Daran hat aber nur ein winziger
Teil der Bevölkerung Anteil. Ein oft wohlmeinend vorgeschlagener Schuldenerlaß
schafft zwar eine vorübergehende Erleichterung, kann aber die grundsätzlichen
Probleme nicht lösen
.
PRODUKTIVITÄT
Produktivität meint hier die je Arbeiter in einem bestimmten Zeitraum erzeugte Warenmenge. Um für eine Million € Waren im Jahr zu erzeugen waren 1960 80 Arbeiter erforderlich, 1990 aber nur noch weniger als20<3>S.18.Der Grund hierfür liegt vor allem in der zunehmenden Automatisierung.
MARKTSÄTTIGUNG
In den entwickelten Ländern ist die Wirtschaft längst von der Bedarfsdeckung zur Bedarfsweckung übergegangen. Wachstum eines Unternehmens ist im Grunde nur dadurch möglich, daß den Konkurrenten mit einer ungeheuren Werbeflut Marktanteile abgejagt werden..
ZUNEHMENDE ZAHL VON ARBEITSUCHENDEN
Dies ist vor allem durch zunehmende
Berufstätigkeit von Frauen und durch Zuwanderer zustande gekommen
.
WIRTSCHAFTSWACHSTUM
Die ökologischen Folgen von Wirtschaftswachstum werden oft unterschätzt. Bereits ein regelmäßiges Wachstum von 4% (exponentielles Wachstum!) bedeutet, daß sich nach 54 Jahren die Menge der produzierten Waren, der Verbrauch von Energie und Rohstoffen und die anfallende Müllmenge verdoppelt haben.
DEREGULIERUNG
Hierunter wird der Abbau von Vorschriften
zum Umweltschutz, Arbeitsschutz und zur sozialen Absicherung verstanden, die
als hemmend für den Markt empfunden werden
.
ZU MARKT, MARKTWIRTSCHAFT
Eine Marktwirtschaft ist nur dann wirklich
frei, wenn keine Monopole vorhanden sind. Die immer häufiger werdenden Fusionen
von Firmen führen zu immer stärkeren Marktmonopolen. Manche Unternehmen haben
eine Größe erreicht, die es ihnen bereits ermöglicht, den Staat unter Druck zu
setzen. Das Hauptmonopol besteht in der oben geschilderten Vormachtstellung der
Kapitalinhaber.
Planwirtschaft gilt spätestens seit dem Zusammenbruch
der osteuropäischen Wirtschaften als Irrweg. Eine genauere Betrachtung zeigt,
daß es sich bei diesen Systemen im Grunde um einen autoritären
Staatskapitalismus handelte.
Läßt sich eine Änderung des Geldsystems und
Bodenrechts überhaupt durchführen?
Eine Reform des Geldsystems und Bodenrechts ist
sicher außerordentlich schwer durchzusetzen, wahrscheinlich erst nach einigen
weiteren Crashs und Katastrophen. Da die dargestellten Zusammenhänge aber
weitgehend unbekannt sind und ein Umdenken Zeit erfordert, ist es notwendig,
schon jetzt einen möglichst weiten Personenkreis mit diesen Gedanken vertraut
zu machen. Manche gehen auch davon aus, daß sich neben der bestehenden Währung
( Dollaroder €) eine zinsfreie Zweitwährung immer weiter ausdehnen
könnte, wie sie bereits jetzt weltweit in Tausenden von sog. Tauschringen
verwendet wird z. B. 300 in Deutschland, 400 in England, 600 in Frankreich, 80
in den USA.
ZINSFREIE ZWEITWÄHRUNG
In den Tauschringen werden Dienstleistungen und Waren über eine Art Wertgutscheine verrechnet, in Europa meist bargeldlos, in den USA z. T. über eigens gedruckte Scheine. Diese nur lokal gültige"Zweitwährung" ist entgegen einer oft gehörten Meinung unter bestimmten Bedingungen durchaus legitim und kann offenbar völlig problemlos mit der "normalen" Währung koextistieren. Sie stärkt die lokale Wirtschaft, vermeidet lange Transportwege und wirkt der Globalisierung entgegen. Neben den Tauschringen existieren auch sog. Barter-Clubs, in denen gewerbliche Unternehmen Waren auf Verrechnungsbasis tauschen. Der in Baden-Baden ansässige EBB vertritt z. B. über 700 Firmen. Durch eine Vernetzung sind auf diesem Wege weltweit ca. 120000 Firmen angeschlossen. Auf diese Weise wäre eine wirklich nachhaltige Wirtschaft möglich, während eine auf Zins basierende Wirtschaft aus einfachen mathematischen Gründen irgendwann in einer Katastrophe enden muß, spätestens dann, wann das gesamte Vermögen bei einem winzigen Teil der Menschen gelandet ist.
Welche Beispiele für derartige
Umlaufsicherungen gab es in der Vergangenheit?
Die ältesten bekannten Beispiele sind das sog.
Korngiro in Ägypten (320 v. Chr.) , das Tally-Sytem in England (etwa
1300) und das umlaufgesicherte Papiergeld der Mingzeit in China (1367
bis 1644). Die sog. Brakteaten, dünne, einseitig geprägte Silbermünzen,
die halbjährlich durch neue ersetzt werden mußten, führten 1150 bis etwa 1550
zu einer beispiellosen Blüte in Mitteleuropa. 1930 gelang es der Gemeinde Wörgl
in Tirol, mit derart umlaufgesichertem Geld innerhalb eines Jahres die
Arbeitslosigkeit um 25 % zu senken, während sie in den umliegenden Gemeinden im
gleichen Zeitraum um 10% zunahm.
1938 breitete sich für kurze Zeit die alternative
Währung "Wära" aus. Über 1000 Geschäfte in ganz Deutschland nahmen
sie an. <1>.
VERHINDERUNG DER BODENSPEKULATION
Ein Erwerb von Boden sollte nur mit einem Nutzungsnachweis möglich sein. Ein anderer Weg wäre die allmähliche Zurückführung des Eigentums an Boden an die Gemeinden. Dies würde außerdem dazu führen, daß die Gemeinden die Abgaben senken könnten, weil diese durch die Einnahmen aus Pacht überflüssig würden. Noch Anfang des Jahrhunderts konnten über 1000 Bayerische Gemeinden ihre gesamten Ausgaben aus der Bodenpacht bestreiten. Ein schon jetzt möglicher Schritt wäre das konsequente Ausnutzen der noch häufig vorhandenen Vorkaufsrechte der Gemeinden.
ÖKOSTEUER
Neben einem Impuls zu einem nachhaltigen Wirtschaften könnte eine solche Steuer bei geeigneter Struktur auch einen Beitrag zur Senkung der Arbeitslosigkeit leisten, wenn nämlich Arbeit steuerlich entlastet und Maschinen, die zu einem Wegfall von Arbeitsplätzen führen, stärker belastet werden.
KAPITALVERNICHTUNG
Wenn zu viel Geld vorhanden ist, sinken die Zinsen. Aus der Sicht der Geldanleger ist in diesem Fall eine Bindung oder sogar "Vernichtung" von Kapital wünschenswert. Die Kundenzeitschrift "Sparkasse" stellte bereits 1891 fest, ein weiteres Absinken des Zinsfußes unter 3% sei nur zu vermeiden, wenn ".. die neuen Länder, beispielsweise Afrika, sehr rasch durch europäische Capitalien erschlossen werden." Da dies aber nicht ausreiche, schließt der Artikel "nur ein allgemeiner europäischer Krieg könnte dieser Entwicklung Halt gebieten durch die ungeheure Capitalzerstörung, welche er bedeutet" <2> S. 380.